Angefangen hat alles mit der Sole, das seit Urzeiten in der Nähe von Kraków dem Boden entsprungen ist. 1248 entdeckte man bei der Bohrung eines Brunnens in Bochnia Steinsalzablagerungen, die Überreste eines vor etwa 13 Millionen Jahren ausgetrockneten Meeres waren. Der Tradition zufolge sollte Herzogin Kinga, die ungarische Ehefrau des Herzogs Bolesław des Schamhaften, die später von der katholischen Kirche heiliggesprochen wurde, zur Entdeckung der Vorkommen des „weißen Goldes“ beigetragen haben. Um ihren neuen polnischen Untertanen Salz zu schenken, warf sie der Legende nach ihren Ring in einen der Minenschächte in Ungarn. Der Ring wurde anschließend in einem Salzstück in der Nähe von Kraków gefunden und gab den Anstoß zur Förderung dieses Minerals an der Weichsel.
Das spätmittelalterliche Polen wurde durch den Export von Salz aus Małopolska aufgebaut. Es war unverzichtbar für die Konservierung von Lebensmitteln, insbesondere von verderblichem Fleisch, und diente jahrhundertelang sogar als Zahlungsmittel, wovon sogar Sprachen (im Englischen salary – Lohn) zeugen. König Kasimir der Große konnte die Krakauer Akademie (die heutige Jagiellonen-Universität) mit den Gewinnen aus den Salzbergwerken finanzieren, die später in ein Bergbauunternehmen namens Żupy Krakowskie - Krakauer Salinen umgewandelt wurden.
Das Ausmaß und die Bedeutung der Salzbergwerke in der Nähe von Kraków ziehen seit Hunderten von Jahren Scharen von Touristen an. Einer der ersten war Nikolaus Kopernikus, der Wieliczka 1493 besuchte. Als Johann Wolfgang von Goethe 300 Jahre später nach Małopolska kam, interessierte er sich weniger für Kraków und seine Denkmäler als vielmehr für die endlosen Stollen von Wieliczka. Der industrielle Salzabbau in den beiden Bergwerken wurde schließlich in den 1990er Jahren eingestellt.
Heute sind die beiden unterirdischen Städte Wahrzeichen der Region, was durch die Eintragung in die Liste des Weltkulturerbes von UNESCO bestätigt wird. Der Teil des Bergwerks Wieliczka, der für Touristen zugänglich ist, beträgt lediglich 2 % der 245 Kilometer langen Salzgänge! Am eindrucksvollsten ist der Besuch der berühmten St. Kinga-Kapelle, deren gesamte Einrichtung, einschließlich der Kronleuchter und der beeindruckenden Reliefs, in Salz gehauen ist. In der Kapelle, die über eine hervorragende Akustik verfügt, finden regelmäßig Konzerte statt, unter anderem von Künstlern der Musika Alta, die Kraków im Zusammenhang mit dem Festival Misteria Paschalia besuchen. Weitere bekannte Räume in Wieliczka sind die Weimar-Kammer mit einem Salzsee und einem beeindruckenden Treppenabgang oder die Michałowice-Kammer, deren Decke von einer ungewöhnlichen Holzkonstruktion getragen wird, die an gotische Kathedralen oder die Moria-Mine aus dem Buch „Der Herr der Ringe“ erinnert.
Zu einer neuen Attraktion des Salzbergwerks Wieliczka entwickelte sich in den letzten Jahren die Bergmannsroute. Mit Helm, Stirnlampe und einem Bergmannsanzug ausgerüstet, können Sie sich zusammen mit einem Fremdenführer im Salzhämmern mit der Spitzhacke, im Ziehen von Karren mit Aushubmaterial oder beim Bewegen eines Schaufelrades versuchen. Die Route ist besonders bei Schulklassen beliebt.
Das zu Unrecht im Schatten von Wieliczka stehende Salzbergwerk Bochnia punktet mit seiner längeren Geschichte und einzigartigen technischen Sehenswürdigkeiten, wie z. B. einem zeitweise betriebenen Aufzugssystem, das von einer Dampfmaschine angetrieben wird. Der unterirdische Solekanal kann mit einem Boot wie in Venedig befahren werden, und die analoge St.-Kinga-Kapelle und die Salzfiguren, die zwar bescheidener sind, als jene in Wieliczka, beeindrucken ebenso durch die Kunstfertigkeit der Bildhauer-Bergleute. In den Bergwerkskammern werden unter anderem Spinning-Marathons und ein 12-Stunden-Staffellauf unter Tage in einer 2,5 Kilometer langen Schleife organisiert.
Für Kinder ist ein Besuch in den Bergwerken ein großartiges Erlebnis, vor allem wenn die Führung auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. In Begleitung von Skarbnik - eines geheimnisvollen Berggeistes aus den slawischen Legenden - können Sie sowohl das Salzbergwerk von Bochna (Familientour durch das Reich von Skarbnik) als auch das in Wieliczka besuchen, wo man zusätzlich auch unterwegs die Soliludki treffen können - Zwerge, die vor Jahrhunderten unter Tage gingen, um dort ihr unterirdisches Reich zu bauen (Solilandia). Unabhängig von der Jahreszeit und dem Wetter über Tage lohnt es sich, an Mützen und warme Kleidung zu denken - die Temperatur in den Salzminen schwankt konstant zwischen 17 und 18 Grad Celsius - sowie an bequeme Schuhe, um über die Stufen gehen zu können.
Ein Besuch in den Salzbergwerken von Małopolska ist nicht nur eine außergewöhnliche Geschichtsstunde, sondern auch eine Gelegenheit, die stark mit Natrium-, Kalium-, Magnesium- und Kalziumionen gesättigte Luft einzuatmen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirkt und seit Jahren viele Kurgäste anlockt.
Die Heilstätte der Salzmine Wieliczka ist auf die Vorbeugung und Behandlung von Atemwegserkrankungen spezialisiert und nutzt dabei die Vorzüge des Untertage herrschenden Mikroklimas. Der Aufenthalt in Tiefe von 135 Metern hat eine lindernde Wirkung auf die Atemwegserkrankungen und allergische Beschwerden. Die heilende Luft wirkt sich positiv sowohl auf die Stimmung als auch auf den Zustand des gesamten Organismus aus. Die Heilstätte bietet medizinische Dienstleistungen für Erwachsene und Kinder, insbesondere in den Bereichen Pulmonologie, HNO und Allergologie.
Über ein heilendes Mikroklima verfügt auch das Salzbergwerk Bochnia. Die mikrobiologischen und palynologischen Untersuchungen der Grubenluft haben ergeben, dass sie in mikrobiologischer Hinsicht außerordentlich sauber ist, vergleichbar mit Behandlungsräumen. Die Heilstätte der Salzmine Bochnia ist eine weltweit einzigartige Einrichtung, die eine innovative Methode zur Rehabilitation und Behandlung von Atemwegserkrankungen einsetzt, die auf dem natürlichen Mikroklima der unterirdischen Salzkammern beruht. Die salzhaltige Luft lindert die Symptome von Allergien und stärkt die eigenen Immunkräfte des Körpers. Zu den größten und schönsten Kammern im Salzbergwerk Bochnia gehört die Ważyn-Kammer 248 m unter Tage gelegen.
Mehr über das Mikroklima in den Kurorten von Małopolska erfahren Sie auf der Internetseite.
Keine Bilder und Beschreibungen können im wörtlichen wie im übertragenen Sinne die Tiefe der unterirdischen Labyrinthe von Wieliczka und Bochnia vermitteln. Das muss man einfach gesehen haben!