Biecz - eine der größten Städte des alten Polens

Markplatz in einer Kleinstadt aus der Vogelperspektive
Eine kleine Stadt mit einer großen Geschichte und einer wunderschönen Lage im Tal des Flusses Ropa. Sie ist ein Juwel unter den Kleinstädten Südpolens, das dank seiner außergewöhnlichen Architektur und des bis heute erhaltenen Stadtplans als kleines Kraków oder polnisches Carcassonne bezeichnet wird. Eine Stadt, die zur gleichen Zeit wie Kraków (1257) ihre Stadtrechte verliehen erhielt. Dank seiner starken historischen Stellung war Biecz bis zum 17. Jahrhundert eine der größten Städte des polnischen Königreichs. Die Stadt war ein wichtiges Amtszentrum und beherbergte im Mittelalter einen der königlichen und fürstlichen Sitze. Interessanterweise unterzeichnete Konrad Mazowiecki 1228 an der Stelle der heute nicht mehr existierenden Burg Biecz die für Polen verhängnisvolle Urkunde, die den Deutschen Orden in das Kulmerland brachte. Mit Biecz waren prominente Persönlichkeiten der polnischen Geschichte verbunden: Marcin Kromer und Wacław Potocki. Wie viele Spuren des einstigen Glanzes der Stadt sind heute noch zu bewundern?

Marktplatz und Rathaus, ein guter Start!

Es lohnt sich, die Besichtigung des Städtchens am zentralen Platz - dem Marktplatz - zu beginnen, der von einer für Kleinstädte in Małopolska typischen niedrigen Bebauung umsäumt ist. Unser Blick wird zweifellos auf das Rathaus gelenkt, das ursprünglich größer war als heute, doch als die Stadt zunehmend verarmte, wurde das Gebäude verkleinert, um Geld bei der Instandhaltung zu sparen. Der ursprüngliche gotische Turm, der im 16. Jahrhundert gestürzt war, wurde dabei durch einen Renaissance-Turm ersetzt. Das heutige Rathaus ist im klassizistischen Stil errichtet und stammt aus dem Jahr 1830, es ist immer noch ein prachtvolles Bauwerk mit einem herrlichen Panoramablick auf die Stadt. Es lohnt sich, hinaufzusteigen, um das Panorama von Biecz und der bergigen Landschaft von Beskid Niski und dem Karpatenvorland zu genießen. In den Kellergewölben des Turms befindet sich ein mittelalterliches Gefängnis, (im Polnischen „Turma“ genannt), das aus zwei Räumen besteht. Beachten Sie, dass die Kerker ein Ort für Menschen mit starken Nerven sind, denn hier können Sie sogar einem... Henker begegnen! Nicht jeder weiß nämlich, dass Biecz mit der Legende von einer Schule für Scharfrichter in Verbindung steht, die die Urteile der in der Gegend ansässigen Gerichte vollstreckten und die Verurteilten enthaupteten.

Wenn Sie über den Marktplatz schlendern und die Bürgerhäuser rund um den Platz bewundern, sollten Sie auch an der Bibliothek stehen bleiben, die in der ehemaligen Synagoge untergebracht ist, außerdem an dem Haus der Familie Chodor, dem sog. Haus des Räubers Becz, das sich in einem Eckhaus befindet. Im Untergeschoss der Bibliothek ist eine Ausstellung über die Geschichte der Juden von Biecz untergebracht, in der Bibliothek selbst sind ursprüngliche Wandmalereien erhalten geblieben. Zu sehen ist dort heute noch die Nische für den Altarschrank (Toraschrein). Der Eintritt in die Bibliothek ist frei, und es lohnt sich, sie zu besuchen und einen Blick auf dieses einzigartige Beispiel für die Verbindung von Geschichte und Gegenwart zu werfen, in dem der frühere Zweck des Gebäudes respektiert wird.

Stiftskirche in Biecz

Ein Muss auf der Liste der historischen Sehenswürdigkeiten ist gewiss die gotische Fronleichnamskirche, die zwei Straßen vom Marktplatz entfernt liegt. Die Gasse, in der sich die Kirche befindet, wird von vielen als einer der schönsten Orte in ganz Biecz gepriesen. Die Kirche selbst gilt als eines der wertvollsten Sakralgebäude aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und beherbergt in ihrem Inneren einen prachtvollen Altar mit Gemälden von Włodzimierz Tetmajer. Bitte beachten Sie, dass der Eintritt in die Kirche kostenpflichtig ist – die Eintrittskarten müssen im benachbarten Museum des Landes Biecz erworben werden.

Ein weiteres wertvolles sakrales Denkmal von Biecz sind die Franziskanerkirche und -kloster, ein barockes Ensemble aus dem 17. Jh. In der Gruft des Klosters befindet sich das Grab des in Biecz geborenen Dichters und Satirikers Wacław Potocki (1622 - 1696).

Stadtmauern

Bis heute sind in Biecz Teile der Stadtmauer und Befestigungsanlagen mit Türmen – dem Henkerturm und dem Schmiedeturm erhalten geblieben. Die Stadtmauern sind die Überreste der mittelalterlichen Wehrmauern, die die Burg auf dem Hügel umschlossen. Entlang der Mauern wurde ein Spazierweg angelegt, wenn man ihm folgt, wird man auf eine echte Zeitreise in das mittelalterliche Biecz mitgenommen – man muss nur die Augen schließen... Eines der interessantesten Gebäude, die bis heute erhalten geblieben sind, ist das Spital der Königin Hedwig, das wahrscheinlich aus der Zeit um 1480 stammt. Auch wenn das Bauwerk zurzeit restauriert und konserviert wird, sollte man nicht vergessen, dass es sich dabei um das einzige Objekt handelt, das von Königin persönlich gestiftet und bis in unsere Zeit überdauert hat. Entlang der Stadtmauer lohnt sich ein Spaziergang in den östlichen Teil der Stadt, an die äußerste Spitze von Biecz. Bemerkenswert sind die Überreste der Barbakane, die hinter der Fronleichnamskirche erhalten geblieben sind und zu den wenigen Barbakanen gehören, die in Polen noch erhalten und besuchbar sind.

Museum des Landes Biecz

Denjenigen, die sich genauer mit der Geschichte der Stadt befassen möchten, empfehlen wir einen Besuch im Museum des Landes Biecz, dessen Hauptgebäude sich neben der Stiftskirche im Bürgerhaus der Familie Barian Rokicki befindet. Es wird auch als Alte Apotheke bezeichnet, da sich hier die erste Apotheke befand, die 1557 von dem Apotheker Marcin Barian Rokicki gegründet wurde. Es ist das älteste Museum in Südostpolen, und seine Zweigstellen sind in mehreren historischen Gebäuden untergebracht. Unbedingt besuchen sollte man das „Haus mit dem Turm“, das über eine prachtvolle Renaissance-Attika und eine mit Sgraffito-Fries verzierte Außenfassade verfügt und direkt an einen Wehrturm angrenzt. Die Ausstellung in dem Gebäude umfasst eine Rekonstruktion der alten Apotheke, in der historische Apothekerinstrumente und die zur Herstellung von Medikamenten verwendeten Tiere und Pflanzen gezeigt werden. Ein Teil der Ausstellung ist der alten Musik und dem Handwerk gewidmet.  Der Schmiedeturm, auch Pfarrturm genannt, beherbergt wiederum eine Ausstellung zeitgenössischer Malerei und eine Dauerausstellung über die Pfadfinder von Biecz.

Ein weiteres schönes Bürgerhaus aus der Renaissance, das eine Zweigstelle des Museums beherbergt, ist das Kromer-Haus, das älteste Museumsgebäude, das aus dem Jahr 1519 stammt. Es beherbergt Ausstellungen, die Marcin Kromer (einem Historiker, Humanisten und Schriftsteller der Renaissance aus Biecz) und Wacław Potocki (einem herausragenden Dichter und Vertreter des polnischen Barocks) gewidmet sind. Die Ausstellung präsentiert die Geschichte der Stadt und der Region durch das Prisma der reichen materiellen und immateriellen Kultur von Biecz.

Kromer-Festival Biecz

Seit 2015 findet im Sommer in Biecz regelmäßig ein einzigartiges Festival statt - das Kromer Festival Biecz. (Link zum Kromer Biecz Festival) Dieses Jahr ist die Veranstaltung für das Wochenende vom 30. und 31. Juli eingeplant und steht unter dem Motto „Transformationen“. Es handelt sich um eine außergewöhnliche Kulturveranstaltung, die die Teilnehmer in eine andere Dimension führt und ihnen ein unvergessliches Erlebnis bietet. Das Kromer Festival Biecz ist ein Musikevent, bei dem Musik aus verschiedenen Epochen vom Mittelalter bis zur Klassik in unterschiedlichen Formen präsentiert wird. Jedes Jahr werden nach Biecz exzellente Virtuosen und Künstler aus ganz Europa eingeladen. Die Konzerte finden in den historischen Innenräumen folgender Kirchen statt: der Fronleichnam-Stiftskirche in Biecz, in der Franziskanerkirche und in der Kirche des Erzengels Michael im benachbarten Binarowa.

Grünflächen

Wer sich von der Besichtigung der Stadt eine Pause in der Natur gönnen möchte, dem empfehlen wir einen Spaziergang entlang des Flusses Ropa an der Promenade, die ebenfalls einen schönen Anblick bietet. Wer genug Ausdauer hat, kann bis zur Fußgängerbrücke schlendern, um einen weiteren Blick auf die Stadt zu erhaschen. Schön entspannen können Sie auch im Lehrgarten.

 

Entdecken Sie die weiteren schönsten Kleinstädte in Małopolska:

Bobowa - die große Geschichte einer kleinen Stadt

Dobczyce - zwischen Geschichte und dem großen See

Lanckorona - eine Stadt der Engel und der Verliebten 

Berühmte Städte, berühmte Leute

Wieliczka - nicht nur das Salzbergwerk

Kalwaria Zebrzydowska – das Weltkulturerbe und andere Kostbarkeiten

Małopolskas geschichtsträchtige Kleinstädte

 

Multimedia


Baner - wydarzenia.jpg

Verknüpfte Assets